Die Gesichtsreinigung ist einer der drei essentiellen Schritte in der Hautpflege (neben Feuchtigkeitspflege und Sonnenschutz). Sie entfernt Talg, Schmutz und Produktrückstände, ohne die Haut auszutrocknen. Die richtige Reinigung kann den Erfolg deiner Skincare-Routine erheblich verbessern.
In diesem Artikel behandeln wir folgende Fragen:
- Zerstört Reinigung die Hautbarriere?
- Welche Rolle spielen Tenside in Reinigungsprodukten?
- Wie sieht eine richtige Gesichtsreinigung in der Hautpflege-Routine aus?
- Welcher Cleanser ist der beste?
- Was ist Double Cleansing?
- Sollte man einen Peeling Cleanser verwenden?
Bei der Reinigung gibt es einige Punkte zu beachten, zuallererst:
"Besser Reinigen" ungleich "Stärker Reinigen"
Eine stärkere Reinigung ist nicht unbedingt besser. Manche erzielen bessere Ergebnisse, indem sie ihre Haut milder reinigen als zuvor. Das kann insbesondere sogar für unreine Haut gelten! Denn eine geschädigte, angegriffene Hautbarriere kann Pickel und Unreinheiten begünstigen.
Zerstört Reinigung die Hautbarriere?
Reiniger (engl. Cleanser) enthalten waschaktive Substanzen, sogenannte Tenside. Diese können sich sowohl mit öligen, als auch mit wässrigen Substanzen verbinden und sorgen so dafür, das unsere Haut gereinigt wird. Sie sollen stark genug sein, um unerwünschte Rückstände zu entfernen wie Make-Up, SPF (Sonnenschutz) etc., aber gleichzeitig mild genug, um nicht unsere Hautbarriere zu reizen.
Woran erkenne ich...
...dass meine Reinigung mild genug für meinen Hauttyp ist? Eine Methode ist, nach der Reinigung mal 5-10 min abzuwarten, statt sich sofort einzucremen und sein Hautgefühl zu beobachten. Spannt sie? fühlt sie sich trocken an? dürstet sie danach eingecremt zu werden? Dann sollte man evtl. mal eine mildere Reinigung in Betracht ziehen. Mann kann aber auch erstmal ausprobieren z.B. weniger Produkt bei der Reinigung zu verwenden.
Welche Rolle spielen Tenside?
Habe ich eine Chance milde Reiniger an den Inhaltsstoffen zu erkennen? Leider nur begrenzt. Es gibt zwar mehr und weniger harsche Tenside, allerdings kommt es immer auf die Gesamtformulierung an. Die Konzentration der Tenside ist unbekannt und auch harsche Tenside können in Kombination mit milden Tensiden abgemildert werden. Außerdem können beruhigende Stoffe wie z.B. Panthenol enthalten sein, die auch zur Hautverträglichkeit beitragen. Duftstoffe können für Allergiker wiederum das Reizpotential erhöhen. Natürliche Tenside sind nicht unbedingt milder, Seifen aus pflanzlichen Fettsäuren sind aufgrund ihres hohen pH-Werts sogar besonders harsch. Nur weil "Coco" drin steht, ist ein Tensid nicht mild.
Eher harsch:
- Sodium Lauryl Sulfate
- Sodium Laureth Sulfate
- Sodium Cocoate
- Sodium Palmate
- Sodium Oleate
Eher mild:
Auf Signalwörter wie
- "Betaine",
- "Glucoside" oder
- "Ampho" achten
z.B. Disodium Coco-Amphodiacetate
Foto: von John Thomas via Unsplash
Wie sieht Reinigung in der Routine aus?
Morgens:
Morgens ist die Reinigung optional. Ölige Haut freut sich evtl. den überschüssigen Talg von der Nacht loszuwerden. Trockene Haut kann morgens auch gerne auf die Reinigung verzichten oder nur mit Wasser reinigen. Gerade bei gereizter Haut ist es einen Versuch wert.
Abends:
Eine tägliche Reinigung sollte deine Hautpflegeroutine beinhalten. Abends ist sie deutlich sinnvoller, da so Schmutz, Make-Up und Sonnenschutz für die Nacht entfernt werden.
Das gleiche Produkt kann von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich mild oder harsch wahrgenommen werden. Eine Orientierung bieten sicherlich Reviews und Routinen von Menschen mit ähnlichen Hauttypen.
Welcher Cleanser ist der beste?
Gel, Mousse, Balm, Milch... Es gibt so viele Cleanser-Arten. Da verliert man schnell den Überblick. Sie können alle ein paar Vor- und Nachteile haben, aber hier würde ich danach gehen welche Textur dir am meisten Spaß macht :)
Wasser-basiert:
Hierzu gehören die meisten im Verkauf erhältlichen Cleanser wie z.B. Reinigungsgele oder -Schäume (Erster Inhaltsstoff: Aqua). Schäume sind in der Regel milder als Gele, da man automatisch geringere Mengen verwendet.
Öl-basiert:
Hierzu zählen Reinigungsöle, Balms, Jellys etc. Vorteil ist, dass das enthaltene Öl selbst bereits Produkte auf der Haut lösen kann und sie somit mit weniger Tensiden auskommen. Diese werden nur noch dafür benötigt mit Wasser abspülbar zu sein und sind daher oft milder zur Haut als wässrige Cleanser mit der gleichen Reinigungsleistung.
Foto: von Brittney Wang via Unsplash
Was ist mit Double Cleansing?
Schon Mal gehört? Dieser koreanische Trend beinhaltet, dass man abends zwei Reiniger hintereinander benutzt:
- zuerst einen ölbasierten Cleanser
- dann einen wässrigen Cleanser
Ist das notwendig?
Wie immer: Es kommt darauf an.
Gerade wenn man viel Make-Up trägt, kann das eine Methode sein, um alles einigermaßen mild und rückstandslos zu entfernen, ohne mechanisch "Schrubben" zu müssen.
Achtung: reine Öle (z.B. Olivenöl) sind keine Reiniger! Sie lassen sich nicht mit Wasser abspülen und verbleiben auf der Haut. Es gibt Öle für's Double Cleansing, die selbst keine Tenside enthalten. Danach ist zwingend ein zweiter Cleanser notwedig. Die Öl-Cleanser auf dem europäischen Markt enthalten jedoch in den allermeisten Fällen zusätzlich Tenside, sodass sie auch als Solo-Reinigung geeignet sind.
Peeling mit Cleansern?
Ja, ein Körnerpeeling kann sich sehr gut anfühlen. Grundsätzlich sollten wir mechanische Reize zum Wohle der Hautbarriere minimieren. Scharfkantige Peeling-Körner können zu winzigen Verletzungen führen und Einfallstore für Mikroben und Allergene bieten. Wenn es also ein mechanisches Peeling sein soll, dann lieber auf Jojoba-Öl-Kügelchen setzten, statt auf Seesand oder Nusschalen.
Besser chemisch?
Chemische Peelings sind hier eine milde Alternative. Sie können die Haut von abgestorbenen Hautschüppchem befreien (AHA) und auch verstopfte Poren anlösen (BHA). Es gibt sie als Leave-On Produkte (z.B. ein Serum) aber auch als abspülbare Cleanser.
Bringen Wirkstoffe in Cleansern überhaupt etwas? Das gilt sowohl für chemische Peelings als auch andere Wirkstoffe: manchmal sind sie im Abfluss verschwendet, aber oft auch eine gute Möglichkeit die Haut sanft an die Wirkung heranzuführen (Short Contact Methode).
Fazit:
Eine milde Reinigung ist ein essenzieller Schritt in der Hautpflege, um Talg, Schmutz und Produktereste zu entfernen, ohne die Haut auszutrocknen. Das Reinigungsprodukt sollte hautbarriere-schonend sein. Abends gehört die Reinigung in die Skincare-Routine, während sie morgens optional ist. Bei der Wahl der Cleanser-Typen kann man nach bevorzugter Textur entscheiden. Double Cleansing kann für einige vorteilhaft sein, besonders bei viel Make-up und Sonnenschutz. Wer ein Peeling im Reinigungsschritt integrieren möchte, sollte auf sanfte chemische Peelings setzen. Fröhliches Gesicht waschen!
Eure Ying
Ingenieurin, Cosmetic Scientist und Gründerin von Skingineered