Sonnencreme auf der Haut mit Fokus auf den Lichtschutzfaktor, der die Haut vor UV-Strahlung schützt. Erklärung des SPF und der sicheren Sonneneinwirkung.

Lichtschutzfaktor: wie lange kann ich in der Sonne bleiben?

Was bedeutet der Lichtschutzfaktor wirklich und wie lange schützt er dich vor UV-Strahlung? In diesem Artikel erfährst du, wie du deine sichere Zeit in der Sonne berechnest und warum großzügiges Auftragen von Sonnenschutz so wichtig ist.

Überblick:

  • Was bedeutet LSF?
  • Wie viel Sonnencreme muss ich auftragen?
  • Was ist meine Eigenschutzzeit?
  • Wie lange kann ich mit LSF in der Sonne bleiben?
  • Was ist, wenn ich mich zu spät eincreme?

Was bedeutet LSF?

Was bedeutet eigentlich der LSF (Lichtschutzfaktor) oder auf englisch SPF (Sun Protection Factor)? Häufige Missverständnisse sind, dass die Zahl etwas mit der Temperatur oder dem Anteil von UV-Filtern in der Formulierung zu tun hat. Nein, ein LSF 50 z.B. sagt aus:

Die Strahlung, die meine Haut schädigt, wird 50-fach reduziert.

Es kommen also nur noch 2% Strahlung durch. 98% werden durch den Schutzfilm absorbiert und unschädlich gemacht.

Photonen

Nerd-Fakt: Die Funktion zwischen LSF und Transmission (T: Strahlung, die durchgelassen wird), ist ungefähr folgende: LSF = 1/T Hieraus wird auch klar, dass selbst ein extrem hoher Schutzfaktor niemals zu 100% schützen kann. 

Wir können mal ein paar Beispiele rechnen, was das jeweils für Absorption und SPF bedeutet. So bekommt man vielleicht ein Gefühl für die Zusammenhänge:

Tabelle: Relation von Absorption, Transmission und SPF

Absorption Transmission SPF        
Berechnung: =100% - Absoption = 1/T
50 % 50 % 2
67 % 33 % 3
80 % 20 % 5
90 % 10 % 10
93 % 7 % 15
95 % 5 % 20
97 % 3 % 30
98 % 2 % 50
98,3 % 1,7 % 60

Was kann ich für mich daraus ableiten? Die Zeit, die ich sicher in der Sonne verbringen kann wird verlängert. Sie wird mit dem LSF multipliziert:

Eigenschutzzeit x LSF = geschützte Zeit

Wie viel Sonnencreme muss ich auftragen?

So die Theorie. Die berechnete geschützte Zeit gilt allerdings nur unter idealen Bedingungen, die in der Praxis quasi nie erreicht werden. Es muss dafür eine großzügige Menge aufgetragen werden. Studien zeigen, dass die meisten Menschen nur 1/4 der benötigten Menge um den LSF zu erreichen auftragen (1). Dadurch sinkt die Schutzleistung enorm. Der angegebene LSF gilt für eine Auftragsmenge von 2mg/cm² Haut. Das entspricht ca. 1g für's Gesicht und 30g für den Körper (je nach Größe). Gute Anhaltspunkte sind z.B. 1/4 Teelöffel für's Gesicht oder ein Schnapsglas für den Körper. Oder zwei Fingerlängen Sonnencreme für jede Körperregion (Kopf, Arm, Brust, Bauch, Unterschenkel etc.).

Sonnenschutzfaktor erklärt: Wie lange schützt LSF

Beim UVA-Booster erhältst du mit einem Pumpstoß bereits genau die richtige Menge für dein Gesicht.  

Außerdem tragen Schwimmen, Schwitzen, Reiben etc. dazu bei, dass der Schutzfilm mit der Zeit nachlässt. Bei intensiver Sonne wird daher das Nachcremen alle 2 Stunden und nach dem Baden empfohlen.

Faustregel: Man sollte auch als sorgsamer Anwender immer nur ungefähr die Hälfte der theoretisch berechneten Schutzzeit ausreizen (2). Außerdem immer wenn möglich Schatten aufsuchen und lange Kleidung tragen. 

Was ist meine Eigenschutzzeit?

Woher weiß ich denn zunächst erstmal, wie lange ich ungeschützt in der Sonne bleiben kann?

Der Dermatologe Fitzpatrick teile 1975 die Menschen nach Haut-, Haar- und Augenfarbe, sowie Merkmale wie Sommersprossen etc. in 6 verschiedene Hauttypen ein und ordnete ihnen eine ungefähre Eigenschutzzeit zu (3). An dieser Klassifikation orientieren wir uns noch heute, da sie einfach verständlich ist. Die Hauttypen I bis IV sind in Europa am häufigsten vertreten und können sich im Schnitt ca. 5 bis 30 Minuten ungeschützt in der Sonne aufhalten. Das ist nicht sehr lang! Bei Kindern wird immer von einer Eigenschutzzeit von 5 min ausgegangen. 

Hauttypen Fitzpatrick

Hauttyp I: Keltischer Typ 
Menschen mit Hauttyp 1 haben sehr helle Haut und oft rötliches oder hellblondes Haar. Ihre Augenfarbe ist typischerweise blau, grün oder hellgrau. Sie bekommen leicht Sommersprossen und ihre Haut bräunt normalerweise nicht. (Eigenschutzzeit: unter 10 min)

Hauttyp II: Nordischer Typ 
Auch Menschen mit nordischem Hauttyp haben sehr helle Haut. Ihre Haare sind blond oder hellbraun, und ihre Augen sind blau, grau oder grün. Ihre Haut bräunt kaum oder nur sehr langsam. (Eigenschutzzeit: 10 - 20 min)

Hauttyp III: Mischtyp
Die meisten Menschen in Mitteleuropa gehören dem Mischtyp an. Sie haben eine helle bis mittlere Hautfarbe. Ihre Haarfarbe reicht von blond bis schwarz, und ihre Augenfarbe variiert zwischen braun, blau, grau und grün. Ihre Haut wird in der Sonne langsam braun. (Eigenschutzzeit: 20 - 30 min)

Hauttyp IV: Mediterraner Typ 
Der mediterrane Typ hat von Natur aus einen leicht gebräunten oder olivfarbenen Hautton. Menschen mit diesem Hauttyp haben meist dunkles Haar und braune Augen. Ihre Haut bräunt schnell. (Eigenschutzzeit: ca. 45 min)

Hauttyp V: Dunkler Typ
Menschen mit diesem Hauttyp haben immer eine dunkle Hautfarbe, oft mit einem grauen Unterton. Sie haben dunkle Augen und schwarzes Haar. Sommersprossen treten bei diesem Hauttyp nicht auf, und die Haut bräunt schnell. (Eigenschutzzeit: ca. 60 min)

Hauttyp VI: Schwarzer Typ
Menschen mit Hauttyp 6 haben auch ohne Sonneneinwirkung eine dunkelbraune bis schwarze Hautfarbe. Ihre Haare und Augen sind dunkelbraun bis schwarz. Sie haben keine Sommersprossen. (Eigenschutzzeit: ca. 90 min)

Auch dunkle Hauttypen können nicht unbegrenzt ungeschützt in der Sonne bleiben. Leider ist bis heute gerade bei dunklen Hauttypen die Hautkrebs Diagnose sehr unzuverlässig, da in der Dermatologie fast ausschließlich an heller Haut gelehrt wird (4). Sonnenschutz ist für alle Hauttypen relevant!

An den Eigenschutzzeiten der unterschiedlichen Hauttypen sieht man auch, dass sie sich gar nicht so stark unterscheiden und "Vorbräunung" kaum einen Schutz bietet. Selbst wenn sich die Eigenschutzzeit von 10 auf 20 Minuten erhöht, entspricht das nur einem Faktor von 2! Da UV-induzierte Bräune immer ein Zeichen von Hautschäden ist, sollte diese bestenfalls nicht aktiv herbeigeführt werden. 

>> Hier geht's zum Blog-Post "5 Sonnenschutz-Mythen: Ein Fakten-Check"

Nerd-Fakt: Ist die Eigenschutzzeit nicht auch von Jahreszeit, Ort und Sonnenstand abhängig? Ja, strenggenommen gilt die Eigenschutzzeit für UV-Index 8, was einem relativ sonnigen Sommer-Mittag entspricht. Man sollte bei der Berechnung aber nicht zu viele Variablen berücksichtigen, sondern einfach großzügig schützen und lieber kürzer als zu lang in der Sonne bleiben.

Wie lange kann ich mit LSF in der Sonne bleiben?

Jetzt da wir unsere Eigenschutzzeit kennen, können wir anhand des LSF unserer Sonnencreme unsere theoretisch geschützte Zeit berechnen. Für einen Hauttyp 2 mit 10 min Eigenschutzzeit und einem LSF 50 wären das z.B.:

LSF und Sonnenzeit richtig bestimmen

10 min x LSF 50 = 500 min

Das entspricht ca. 4 h geschützte Zeit in der Sonne, wenn wir ungefähr die Hälfte des Ergebnisses nehmen.

Was ist, wenn ich mich zu spät eincreme?

Wie ist es jetzt, wenn ich z.B. bereits in der Sonne bin und mich erst nach einiger Zeit eincreme? Wie lange kann ich dann in der Sonne bleiben? Dafür müssen wir zwei Dinge getrennt voneinander betrachten: Die theoretische Schutzzeit, die wir mit Sonnenschutz aufbauen und die tatsächlich genutzte Zeit in der Sonne. Ersteres sollte immer größer sein als letzteres! Sonst entsteht Sonnenbrand. Das bedeutet Hautschäden, vorzeitige Hautalterung und Erhöhung des Hautkrebsrisikos.

Die Antwort auf diese Fragen lässt sich gut anhand einer Sanduhr veranschaulichen. Die Größe der Sanduhr ist die theoretisch berechnete maximale Schutzzeit. Der verbleibende Sand ist die restliche Zeit, die wir in der Sonne verbleiben können. 

Wenn wir uns eincremen vervielfachen wir unsere Eigenschutzzeit. Wenn wir nicht nachcremen schrumpft unsere theoretische Schutzzeit. Nicht, weil sich der Schutz "verbraucht", sondern weil eine Creme kein T-Shirt ist und sich mit der Zeit verflüchtigt. Unabhängig davon, wie lange wir in der Zeit in der Sonne waren.

spf_nachcremen

Jeden morgen, wenn wir in die Sonne gehen, fängt der Sand an zu rieseln. Je kleiner unsere Sanduhr, desto schneller läuft unsere sichere Zeit in der Sonne ab.

Wenn der Sand einmal durchgelaufen ist, nützt auch nachcremen nichts mehr. Die Uhr wird dann zwar theoretisch wieder größer, aber der Sand kann nicht wieder nach oben fließen. 0 min x LSF 50 ist immer noch 0 min. 

Erklärung zu "Wie berechnet man die LSF-Zeit"

Trotzdem sollte man sich immer noch nachcremen und so schnell wie möglich Schatten aufsuchen und aus der Sonne gehen. 

Fazit:

Wenn du im Urlaub bist und viel in die Sonne gehst, dann creme dich morgens großzügig ein, bevor du in die Sonne gehst. Creme dich regelmäßig nach, damit deine Sanduhr schön groß bleibt und du viel realen Sand zur Verfügung hast.

Benutze einen hohen Lichtschutzfaktor, denn das Nachcremen befördert keinen Sand nach oben, sondern vergrößert nur wieder deine Sanduhr. Sie sollte daher von Anfang an möglichst groß sein.

Hast du vergessen dich einzucremen, und deine kleine Eigenschutzzeit-Sanduhr ist bereits leergelaufen, dann halte dich unbedingt den Rest des Tages im Schatten auf und ziehe lange Kleidung an. Deine Haut ist bereits erschöpft.

Über Nacht wird deine Sanduhr wieder mit Sand aufgefüllt und du kannst von neuem starten.

 

Eure Ying

Ingenieurin, Cosmetic Scientist und Gründerin von Skingineered

Portrait von Ying Hösl, Ingenieurin für Verfahrenstechnik und Cosmetic Scientist, Gründerin von Skingineered, Expertin für wissenschaftlich fundierte Hautpflege.

 


Quellen:

(1) Bibi Petersen, Hans Christian Wulf, Application of sunscreen − theory and reality, Photodermatology, Photoimmunology & Photomedicine, 2013, https://doi.org/10.1111/phpp.12099

(2) Bundesamt für Strahlenschutz: UV-Schutz durch Sonnencreme (Stand: 29.03.2022)

(3) Vishal Gupta, Vinod Kumar Sharma, Skin typing: Fitzpatrick grading and others, Clinics in Dermatology, 2019, https://doi.org/10.1016/j.clindermatol.2019.07.010

(4) Oma N Agbai MD et al., Skin cancer and photoprotection in people of color: A review and recommendation for physicians and the public, Journal of the American Academy of Dermatology, 2014, https://doi.org/10.1016/j.jaad.2013.11.038

 

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