In diesem Artikel findest du eine umfassende Übersicht über nahezu alle in der EU zugelassenen UV-Filter. Wir erklären ihre Eigenschaften, Vorteile und Nachteile, damit du die besten Sonnenschutzfilter für deine Bedürfnisse findest.
Wichtig vorab: Jeder zugelassene UV-Filter bietet Schutz vor UV-Strahlung (der Schutzfaktor wird unabhängig von der Formulierung an Probanden getestet). Meine persönlichen Favoriten markiere ich mit einem 💜. Keiner der aufgeführten UV-Filter ist nachweislich gesundheitsschädlich. Einige führen etwas häufiger zu Unverträglichkeiten als andere, diese sind jedoch insgesamt selten und individuell. Einige aus der Mode gekommene Filter wie Benzophenon oder Oxybenzon werden in der EU quasi nicht mehr verwendet und sind daher auch nicht in dieser Liste enthalten.
Inhalt
- Anorganische Filter
- Organische Filter
- UVB-Filter
- UVA-Filter
- Breitband-Filter
- Mexoryl-Filter (L'Oréal Patente)
Anorganische Filter
Anorganische UV-Filter (auch als physikalische oder mineralische Filter bekannt) bieten effektiven Sonnenschutz, haben jedoch oft den Nachteil, die Haut weiß erscheinen zu lassen (sogenanntes Weißeln). Nanopartikel dieser Filter weißeln weniger stark. Diese Filter sind die einzigen, die in zertifizierter Naturkosmetik verwendet werden dürfen. Bis heute sind keine Allergien auf mineralische Filter bekannt, was sie zu einer guten Wahl für Menschen mit sehr empfindlicher Haut oder sensiblen Augen macht.
Titanium Dioxide (nano)
Weitere Bezeichnungen: CI77891, TiO2
Titandioxid ist ein Breitbandfilter. Er ist am stärksten im UVB-Bereich. Als Lebensmittelzusatzstoff wurde Titandioxid vor kurzem aufgrund nicht gesicherter Studienlage in der EU verboten. Es ist davon auszugehen, dass Titandioxid in Kosmetika sicher ist, sofern es nicht als Aerosol (aus Sprays oder Pudern) eingeatmet wird.
Nerd-Fact: Titandioxid wird insbesondere in der dekorativen Kosmetik eingesetzt, um Farben deckender zu machen oder als Glitzerpigment. Auch in Wandfarbe kommt es als Weiß-Pigment zum Einsatz.
Zinc Oxide (nano)
Weitere Bezeichnungen: Z-Cote®, ZnO
Zinkoxid ist ein schwacher Breitbandfilter und muss in recht hohen Konzentrationen eingesetzt werden. Es schützt stärker im UVA-Bereich als Titandioxid. Zusätzlich ist Zinkoxid entzündungshemmend und sogar etwas mattierend, also für unreine, ölige Haut besonders interessant.
Achtung: Moderne Zinkoxid-Filter sind in der Regel gecoated, so dass die Partikel nicht zusammenklumpen und mit anderen Stoffen reagieren. In manchen Naturkosmetikprodukten findet man eventuell noch ungecoatete Filter. Hierbei Vorsicht vor der Kombination mit anderen Produkten.
Außerdem: DIY mit Zinkoxid ist gar keine gute Idee! Erstens das Thema mit dem Coating. Zweitens bekommt man es nur mit industriellen Mixern mit hoher Scher-Rate fein genug verteilt. Drittens: kein sicherer LSF (Lichtschutzfaktor) ohne offiziellen Test.
Organische Filter
Organische Filter enthalten Kohlenstoff in ihrer Struktur. Diese Gruppe erlaubt eine Vielfalt an verschiedenen Varianten. Der Begriff "organisch" kommt historisch daher, dass man diese Moleküle mit der "Chemie des Lebens" assoziiert hat. Sie werden auch als synthetische oder chemische UV-Filter bezeichnet (wobei natürlich auch die anorganischen aus Chemie bestehen und industriell hergestellt werden).
Organische Filter gibt es mit verschiedenen Eigenschaften: Sie können in Reinform ein flüssiges Öl sein oder ein Pulver (öl- oder wasserlöslich). Es gibt auch nicht-lösliche organische Filter, die als feine Partikel vorliegen und somit ähnliche Eigenschaften wie anorganische Filter haben. Diese werden auch Hybridfilter genannt.
Unter den UVB-Filtern gibt es deutlich mehr "altmodische" Filter. Früher war die Wichtigkeit von UVA-Schutz noch nicht so bekannt. Dieser Aspekt wurde bei der Entwicklung von Filtern der neuen Generation jedoch berücksichtigt.
Organische UVB-Filter
Diethylhexyl Butamido Triazone 💜
Weitere Bezeichnungen: Uvasorb® HEB, Iscotrizinol, DBT
Effektiver, moderner UV-Filter. Sehr gut in Ölen lösliches Pulver. Bisher keine Allergien beobachtet.
Ethylhexyl Methoxycinnamate
Weitere Bezeichnungen: Octinoxate, EHMC
Muss durch andere Filter stabilisiert werden. Eher altmodischer Filter. Wird in Produkten aus den USA noch sehr häufig eingesetzt.
Ethylhexyl Salicylate
Weitere Bezeichnungen: Octisalate, EHS
Ist alleine nicht photostabil, aber in Kombination mit anderen UV-Filtern ein etablierter und weitverbreiteter Filter. Dieser Filter ist in Reinform ein flüssiges Öl.
Ethylhexyl Triazone 💜
Weitere Bezeichnungen: Uvinul® T150, Octyltriazon, EHT
Moderner UV-Filter. Höchster Absorptionskoeffizient unter den photostabilen Filtern. Bisher keine Allergien beobachtet.
Homosalate
Weiterhin zu 7% zugelassen. Sehr gutes Lösungsmittel für andere UV-Filter. Brennen in den Augen wird häufig diesem Filter als Auslöser zugeschrieben.
Octocrylene
Früher am häufigsten eingesetzter Filter. Stabilisiert andere UV-Filter. Selbst keine hohe Schutzwirkung, aber löst andere Filter sehr gut und macht elegante Texturen.
Leider aufgrund von geringen Konzentrationen an Abbauprodukten nach dem Ablaufdatum etwas in Verruf geraten. Wer jedes Jahr eine frische Sonnencreme anbricht und angemessen lagert, hat jedoch diesbezüglich nichts zu befürchten.
Phenylbenzimidazole Sulfonic Acid
Weitere Bezeichnungen: Ensulizol, PBSA
Sehr stabil und sogar entzündungshemmend. Dieser Filter hat selbst ein eher niedriges Absorptionsprofil, wird aber gerne in kleinen Konzentrationen als Ergänzung zu anderen UV-Filtern eingesetzt. Einer der nur zwei patentfreien wasserlöslichen Filter.
Polysilicone-15
Weitere Bezeichnungen: Parsol® SLX, Dimethico-Diethylbenzal-Malonate
Leichter, stabiler Filter auf Silikonbasis. Unterstützt ein angenehmes Hautgefühl.
Organische UVA-Filter
Die Liste von aktuell verfügbaren reinen UVA-Filtern ist leider nicht sehr lang. Es können aber auch Breitbandfilter für zusätzlichen UVA-Schutz eingesetzt werden.
Butyl Methoxydibenzoylmethane 💜
Weitere Bezeichnungen: Avobenzone, BMDBM
Sehr effektives UVA-Spektrum. Selbst nicht photostabil, erreicht aber in Kombination mit anderen Filtern wie Octocrylen oder Tinosorb® S Wiederfindungsquoten von über 80%. Derzeit der einzige in den USA zugelassene UVA-Filter.
Enthalten im Skingineered UVA-Booster.
Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoate 💜
Weitere Bezeichnungen: Uvinul® A Plus, DHHB
Moderner, stabiler UVA-Filter mit hoher Hautverträglichkeit. Hat sogar antioxidative Eigenschaften.
Enthalten im Skingineered UVA-Booster.
Disodium Phenyl Dibenzimidazole Tetrasulfonate 💜
Weitere Bezeichnungen: Neo Heliopan® AP, DPDT
Stabiler UVA-Filter, der sogar wasserlöslich ist. Dies ermöglicht ein wässrigeres und leichteres Hautgefühl.
Enthalten im Skingineered UVA-Booster.
Organische Breitband-Filter
Bis-Ethylhexyloxyphenol Methoxyphenyl Triazine 💜
Weitere Bezeichnungen: Tinosorb® S (Lite Aqua), BEMT
Moderner breiter Schutz der neuen Generation. Kann Avobenzon stabilisieren. Sehr hautfreundlich und wirkt sogar etwas antientzündlich. Wirkt zusätzlich antioxidativ. Gibt es auch als in einem Polymer verkapselte wasserlösliche Version (zu erkennen am Inhaltsstoff Acrylates/C12-22 Alkyl Methacrylate Copolymer).
Enthalten im Skingineered UVA-Booster.
Methylene Bis-Benzotriazolyl Tetramethylbutylphenol (nano) 💜
Weitere Bezeichnungen: Tinosorb® M, MBBT
Stabiler Hybridfilter. Kann aufgrund der partikulären Eigenschaften wie mineralische Filter ein wenig weißeln. Sehr niedriges Allergie- und Hautreizungsrisiko. Sehr breites Absorbtions-Spektrum bis hinein ins blaue sichtbare Licht.
Phenylene Bis-Diphenyltriazine 💜
Weitere Bezeichnungen: TriAsorB™
Seit 2019 auf dem Markt und nur in Pierre Fabre Produkten, wie beispielsweise von der Marke Avène, zu finden. Sehr breites Absorbtions-Spektrum bis hinein ins blaue sichtbare Licht. Kann daher bei manchen einen leichten Gelbschleier hinterlassen.
Tris Biphenyl Triazine (nano) 💜
Weitere Bezeichnungen: Tinosorb® A2B, TBPT
Kann aufgrund der partikulären Eigenschaften wie mineralische Filter ein wenig weißeln. Hat Ähnlichkeiten mit Tinosorb S & M.
L'Oréal Patente
Diese Filter sind alle Breitbandfilter und aufgrund der Patente ausschließlich in L'Oréal Produkten zu finden (Marken wie Garnier, La Roche Posay, Vichy, Skinceuticals, Biotherm etc.).
Drometrizole Trisiloxane 💜
Handelsname: Mexoryl® XL, DTS
Stabiler, wasserfester Filter. Pioneer mit Patent von 1982. Wirkt synergetisch mit Mexoryl SX.
Methoxypropylamino Cyclohexenylidene Ethoxyethylcyanoacetate 💜
Handelsname: Mexoryl® 400, MCE
Seit 2020 zugelassen und damit der neuste Filter auf dem Markt. Effektivster Schutz im langwelligen UVA-Bereich. Zu finden z.B. in den La Roche Posay UVMune400 Produkten.
Terephtalidene Dicamphor Sulfonic Acid 💜
Handelsname: Mexoryl® SX, TDSA
Stark im UVA-Bereich. Wasserlöslich. Penetriert nachweislich die Haut kaum.
Abschließend...
...vielleicht noch die Frage, warum so viele Sonnencremes ein speckiges Gefühl hinterlassen?
Um die UV-Strahlung abzubremsen, müssen die Filter "elastische" Elektronen enthalten. Das bieten die sechseckigen, wabenförmigen Strukturen in Molekülen. Sehen auch schon ein bisschen aus wie Trampoline :) Diese sogenannten Benzolringe sind nur schwer in Wasser löslich. Die meisten Filter sind damit öllöslich und benötigen nochmal eine ähnliche Menge weitere Lösungsmittel mit öligen Eigenschaften, um diese in der Creme gut zu verteilen.
Besteht eine Creme also zu 25% aus Filtern, wird sie aus ca. 50% öligen Bestandteilen zusammengesetzt. Das ist ein deutlich höherer Anteil als in Feuchtigkeitscremes.
Eure Ying
Ingenieurin, Cosmetic Scientist und Gründerin von Skingineered
7 Kommentare
Tolle Übersicht! Wie immer super recherchiert und verständlich erklärt 😊
Ich liebe es, wie du alles immer so “einfach”, aber trotzdem professionell erklärst, sodass es sogar Nicht – Wissenschaftler*innen verstehen. Wieder mal ein super informativer Beitrag, vielen Dank! 😻